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Die 4-Tages-Woche – Ein Erfolgsmodell für zufriedene Mitarbeiter:innen und verbesserte Produktivität

von Laura Einnolf – 13. Juli 2021

Gesunde und zufriedene Mitarbeiter:innen sind der Motor für erfolgreiche Unternehmen, eine gewagte These? Eher nicht. Kürzlich haben wir darüber berichtet, dass zu lange Arbeitszeiten und das Nicht-einhalten von Pausen Arbeitnehmer:innen das Risiko zu erkranken erheblich steigern. Außerdem wirkt sich dies negativ auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen aus.

Feldversuche zur 4-Tages-Woche in Island haben nun deutlich gezeigt, dass es auch anders geht. Die Ergebnisse der Feldversuche haben durchaus positive Resultate hervorgebracht. Steigende Produktivität, zufriedene Mitarbeiter:innen, doch wie soll das funktionieren? Für viele klingt die 4-Tages-Woche bei gleichem Gehalt erstmal wie ein Traum oder eine Wunschvorstellung. In diesem Artikel möchten wir Informationen zu der Studie aus Island geben und die positiven Auswirkungen verkürzter Arbeitszeiten aufzeigen. Wie auch Ihr Unternehmen zufriedene Mitarbeiter:innen bekommt und die Produktivität gesteigert werden kann, soll ebenfalls beleuchtet werden. 

Island macht es vor – Zufriedene Mitarbeiter:innen und steigende Produktivität durch 4-Tages-Woche 

Island geht als positives Beispiel voran, wenn es um die Verkürzung der Arbeitszeit geht.  

Der erste von zwei Feldversuchen startete im Jahr 2015 und umfasste ca. 2500 Beschäftigte, am zweiten Experiment nahmen ab 2017 mehr als 400 Personen teil. Die gesamte arbeitende Bevölkerung liegt bei etwa 200.000 Personen. 

Zusammengefasst konnte Island zur 4-Tage-Woche folgende Erkenntnisse ableiten: 

  • Die Leistung und Produktivität sind bei der 4-Tage-Woche konstant geblieben
  • Die Anzahl der Überstunden ist im Vergleich zur 5-Tage-Woche nicht übermäßig angestiegen
  • Eine Umstellung auf die 4-Tage-Woche ist nicht so aufwändig wie befürchtet
  • Die Angestellten waren insgesamt weniger krankgeschrieben
  • Durch die 4-Tage-Woche nutzten viele Angestellte ihre Freizeit sinnvoll, zum Beispiel mit Sport. 

Die gesamte Auswertung zur Studie in Island finden Sie hier.

Insgesamt konnten bei der Auswertung der Feldversuche zur 4-Tages-Woche also viele positive Ergebnisse festgehalten werden. Die isländischen Gewerkschaftsverbände haben im Zuge dessen schon damit begonnen, über reduzierte Arbeitszeiten zu verhandeln. Die Forscher schätzen, dass infolge neuer Vereinbarungen, die nach dem Ende der Experimente in den Jahren 2019 bis 2021 getroffen wurden, 86 Prozent der gesamten isländischen Erwerbsbevölkerung nun entweder reduzierte Arbeitszeiten oder zumindest flexible Arbeitszeiten haben werden. 

Eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung einer 4-Tages-Woche sei allerdings, die Arbeitsprozesse zu überdenken. So solle verhindert werden, dass informelle Überstunden ausbleiben.

Vor- und Nachteile der 4-Tages-Woche 

Wie der Begriff schon deutlich erkennen lässt, ist das Prinzip der 4-Tages-Woche also 4 Arbeitstage und 3 freie Tage pro Woche zu haben. Ob sich dadurch bei einer kurzfristigen Umstellung die gesamte Stundenanzahl pro Woche verringert, kann der Arbeitgeber bei der Vier-Tage-Woche selbst festlegen. Ein gesetzlicher Urlaubsanspruch von mindestens 4 Wochen pro Jahr steht auch bei der 4-Tage-Woche fest. Das sind bei vier Arbeitstagen pro Woche dann insgesamt mindestens 16 Urlaubstage bei der 4-Tages-Woche.

Aus den Studienergebnissen wird ersichtlich, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der Arbeitnehmer:innen deutlich von den verkürzten Arbeitszeiten profitieren. Auch andere Studien kamen stets auf das gleiche Ergebnis. Vor allem der Stresspegel der Menschen sinkt, wenn sie mehr Zeit haben, um sich zum einen von anstrengenden Arbeitsphasen zu erholen und um zum anderen ihr Privatleben zu organisieren. Hier finden Sie wichtige Informationen zu gesetzlichen Pausenzeiten. Die Kosten für das Gesundheitssystem sinken ebenfalls spürbar. Denn Burnout und Depressionen stehen an Position 3 von Gründen, warum Berufstätige ausfallen. 

Einige der potentiellen Vorteile der 4-Tages-Woche im Überblick:

  • Mehr Zeit für Familie, Pflege, eigene Projekte, Hobbys, Weiterbildung, ehrenamtliches Engagement, etc. 
  • Positive Auswirkung auf Kreativität und Produktivität 
  • Stressprävention durch längere Erholungsphasen 
  • Weniger Krankmeldungen / Fehltage 
  • Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität 
  • Ansprache neuer Bewerber*innen / potentieller Mitarbeiter*innen  
  • Energie- und Kostenersparnisse 

Vorsicht geboten – die 4-Tages-Woche kann auch Nachteile haben

Durch Zeitersparnis an der falschen kann sich die 4-Tages-Woche auch schnell als Nachteil entwickeln. Wenn zum Beispiel der Austausch zwischen Kolleg:innen komplett wegfällt, kann sich dies auf die gesamte Stimmung im Team oder Unternehmen auswirken. 

Und wenn der fehlende Tag bei 4 Arbeitstagen pro Woche dazu führt, dass alle ihre Aufgaben nicht schaffen, kann dies wiederum zu informellen Stunden oder zu übermäßig vielen Überstunden führen. Diese Überstunden bei der Vier-Tage-Woche können dann die Produktivität insgesamt bremsen, weil sich die Angestellten überfordert fühlen und auch an den freien Tagen geistig nicht abschalten.

So innovativ die Idee der 4-Tage-Woche auch klingt, sie ist für manche Branchen nicht immer umsetzbar. Da der Großteil der Kunden und auch die Konkurrenz das Konzept nicht nutzen, macht das System dort schnell als Nachteil bemerkbar. Beispielsweise auch in Produktionen, in denen dann zusätzlich mehr Personal benötigt werden würde, um die gewohnte Produktion aufrecht zu erhalten. Viele Unternehmen können sich dies nicht leisten.

Auch für Startups oder kleine Unternehmen kann die Umsetzung einer 4-Tages-Woche erstmal sehr schwierig sein. Sie sind darauf angewiesen Kunden zu generieren und mit Service und Flexibilität zu glänzen.

Arbeitsprozesse optimieren und zufriedene Mitarbeiter:innen beschäftigen

Das Projekt in Island hat gezeigt, dass wenn die Arbeitsprozesse angepasst werden, eine Umstellung auf die 4-Tages-Woche sehr gut gelingen kann. Kritiker haben zunächst nicht daran geglaubt und es gab dort viele Diskussionen, die durch ein extra eingerichtetes Komitee gesteuert wurden, heißt es in der veröffentlichten Auswertung. „An den meisten Arbeitsplätzen war der Prozess nicht so komplex, und es wurden einige einfache Möglichkeiten für eine optimierte Arbeitsweise identifiziert. Routinearbeitsmuster wurden hinterfragt und verändert, Arbeitszeiten effizienter genutzt und Schichten neu organisiert“, heißt es in der Auswertung.

Damit hätten am Ende der Neuerungen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Führungskräfte weniger gearbeitet. Die Teilnehmer:innen sind einig, dass gerade Führungskräfte bei der Einführung einer 4-Tages-Woche mit guten Beispiel voran gehen sollen.

Verbesserte Work-Life-Balance fördern durch flexible Arbeitszeitmodelle 

Die Teilnehmer:innen der Studie in Island berichteten über eine deutlich verbesserte Work-Life-Balance. Sie seien weniger gestresst.  

So sei auch die neu gewonnene Freizeit überwiegend sinnvoll genutzt worden. So wird von den Teilnehmer:innen berichtet, dass zum Beispiel Hausarbeiten leichter während der Arbeitswoche erledigt werden konnten, wovon das Familienleben am Wochenende stark profitiert hat. Vor allem hätten auch Männer als Folge der verkürzten Arbeitswoche mehr Verantwortung im Haushalt und bei der Kindererziehung übernommen. Weitere Beispiele sind vermehrte Café-Besuche zur Entspannung, neue Hobbys und auch Sport. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei also hoch anerkannt worden von den Teilnehmer:innen der Feldversuche. 

Noch nicht ganz klar ist, ob sich die Ergebnisse auch auf andere Länder übertragen lassen. 

Zufriedene Mitarbeiter:innen auch in Deutschland mit dem 4-Tage-Arbeitszeitmodell? 

Island liegt bei der durchschnittlichen Wochenarbeitszeit im weltweiten Vergleich weit vorn. Die Wochenarbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte auf der Insel habe im Jahr 2019 bei 44 Stunden gelegen. In Deutschland waren es im Vergleich 41 Stunden. Viele arbeiten da schon jetzt kürzer. So gibt es etwa in der westdeutschen Metallindustrie seit 1995 eine 35-Stunden-Woche, im Einzelhandel seit 1991 eine 37,5-Stunden-Woche. Im Öffentlichen Dienst (West) arbeiten die Mitarbeiter pro Woche 38,5 Stunden. 

Seit den 1960er Jahren gilt die 5-Tage-Woche mit 40 Wochenstunden als Norm im deutschen Arbeitsmarkt. Lange hat sich daran auch nichts geändert. Erst seit kurzer Zeit wächst das Verständnis dafür, dass es flexiblere, lebensfreundlichere Angebote braucht, um die vielfältigen Lebens- und Familienmodelle der heutigen Gesellschaft zu berücksichtigen. 

Gerade in Zeiten von Digitalisierung und Automatisierung gilt eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung als zunehmend realistischer und wichtiger. Und auch in der Klima-Debatte rückt die 4-Tage-Woche mehr und mehr in den Fokus. Denn weniger Arbeitsstunden können nachweislich den Verbrauch von Ressourcen und Treibhausgasen verringern und so einen positiven Effekt aufs Klima bedeuten. 

Doch stellt sich die Frage, ob die Firmen in Deutschland das 4-Tage-Woche-Modell wirklich übernehmen können.

Andrea Hammermann vom Institut der Deutschen Wirtschaft und auch der Arbeitspsychologe Michael Kastner vom Institut für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin (IAPAM) äußerten sich über die Einführung einer 4-Tages-Woche in Deutschland eher kritisch. Hammermann begründete dies dem WDR gegenüber, dass es in deutschen Unternehmen bereits viel Flexibilität mit Teilzeitmodellen gebe. Außerdem glaubt sie nicht, dass sich dieselbe Arbeit in weniger Zeit erledigen lasse. Als Folge müsse mehr Personal eingestellt werden.

Kastner ist der Meinung, dass durch die Umsetzung dieses Modells bei weniger Zeit mehr Arbeit geleistet werden müsse und sich dies kontraproduktiv auswirken würde. Der Druck auf die Arbeitnehmer:innen würde also eher steigen als sinken. Trotzdem zeigt sich Kastner erfreut über die Studie, weil sie zeige, wie wichtig die Work-Life-Balance ist. 

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