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Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung am Arbeitsplatz – In 5 bewährten Schritten zur Beurteilung

von Katja Uhde – 15. Dezember 2022

Wie Sie wissen, sind Sie als Arbeitgeber dazu verpflichtet, sowohl eine psychische Gefährdungsbeurteilung als auch passende Maßnahmen für die psychische Gesundheit und Sicherheit Ihrer Mitarbeitenden durchzuführen. 

Hier erfahren Sie, wie Sie diese Beurteilung effektiv und zuverlässig durchführen. Zudem zeigen wir Ihnen, wie Sie dabei häufige Fehler vermeiden und warum es sich abgesehen von der Rechtskonformität für Sie lohnt, sich um die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen kümmern.


Inhaltsverzeichnis:

  1. Darum müssen Sie eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchführen
  2. So profitiert Ihr Unternehmen davon, wenn Sie eine umfangreiche psychische Gefährdungsbeurteilung erstellen
  3. Diese Anforderungen muss Ihre psychische Gefährdungsbeurteilung erfüllen
  4. Vermeiden Sie diese häufigen Probleme bei Ihrer psychischen Gefährdungsbeurteilung
  5. In 5 einfachen Schritten zur psychische Gefährdungsbeurteilung
  6. Psychische Gefährdungsbeurteilung zuverlässig und effizient durchführen für gesunde Mitarbeiter:innen

Darum müssen Sie eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchführen

In Deutschland sind Sie als Arbeitgeber gemäß § 5 Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) dazu verpflichtet, Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit Ihrer Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz zu ergreifen. 

Dazu gehört auch die Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen, um mögliche Risiken für die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu erkennen und zu bewerten.

Wenn Sie dieser Verpflichtung nicht nachkommen und keine psychische Gefährdungsbeurteilung durchführen, kann das unter anderem folgende rechtliche Konsequenzen für Ihr Unternehmen haben:

  • Verstoß gegen das ArbeitnehmerInnenschutzgesetz: Verstoßen Sie gegen § 5 ArbSchG, können Sie abgemahnt oder sogar zu einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro verurteilt werden.
  • Haftung bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten: Wenn ein Mitarbeitender aufgrund von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz einen Unfall erleidet oder an einer psychischen Erkrankung wie Burnout oder Depression erkrankt, können Sie als Arbeitgeber haftbar gemacht werden. Nämlich dann, wenn Sie nicht nachweisen können, dass Sie alle erforderlichen Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden getroffen haben.
  • Verletzung der Fürsorgepflicht: Als Arbeitgeber haben Sie eine Fürsorgepflicht für Ihre Mitarbeiter:innen. Das bedeutet, dass Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden schützen und für ihre Sicherheit am Arbeitsplatz sorgen müssen. Wenn Sie dieser Pflicht nicht nachkommen und keine psychische Gefährdungsbeurteilung durchführen, kann Sie das bei einer psychischen Erkrankung eines Mitarbeitenden schadenersatzpflichtig machen.

Allerdings hat es nicht nur rechtliche Konsequenzen für Sie, wenn Sie Ihrer Pflicht, eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchzuführen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, nicht nachkommen.

Sollten Sie sich nicht ausreichend um die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen kümmern, kann das auch betriebswirtschaftliche Folgen für Sie haben:

  • Beeinträchtigung der Arbeitsleistung und des Betriebsklimas: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können die Arbeitsleistung der Mitarbeitenden beeinträchtigen und zu Konflikten und einem ungünstigen Betriebsklima beitragen. Dies kann langfristig negative Auswirkungen auf den Erfolg Ihres Unternehmens haben.
  • Hohe Mitarbeiterfluktuation: Fühlen sich Ihre Mitarbeitenden nicht wohl in Ihrem Betrieb, werden Sie Ihnen nicht besonders lange erhalten bleiben. Das bedeutet, dass Sie öfter nach neuen Fachkräften Ausschau halten und diese langwierig einschulen müssen. So verlieren Sie wertvolle Ressourcen, die wesentlich besser in die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen und das Wachstum Ihres Unternehmens investiert wären.
  • Schlechter Ruf am Arbeitsmarkt: Wenn Sie aufgrund einer hohen psychischen Belastung regelmäßig Mitarbeitende verlieren, wird sich das früher oder später herumsprechen. Vermutlich wissen Sie selbst, was schlechte Bewertungen auf einer gut besuchten Job-Plattform bewirken können – sie erschweren Ihnen die Mitarbeitersuche enorm.

Sie sehen also, dass es teils schwere Konsequenzen für Ihr Unternehmen haben kann, wenn Sie sich nicht ausreichend um die Gefährdungsbeurteilung und um entsprechende Maßnahmen gegen psychische Gefahren kümmern. Andererseits hat es viele Vorteile für Sie und Ihren Betrieb, wenn Sie sich aktiv um die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen kümmern.

So profitiert Ihr Unternehmen davon, wenn Sie eine umfangreiche psychische Gefährdungsbeurteilung erstellen

Wenn Sie die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden adäquat schützen, vermeiden Sie unangenehme Konsequenzen, das ist klar. Es gibt aber noch viele weitere wirtschaftliche Vorteile für Sie, wenn Sie bei Ihrer psychischen Gefährdungsbeurteilung sorgfältig vorgehen und anschließend passende Maßnahmen ergreifen:

  • Sie verbessern die Arbeitsleistung und das Betriebsklima: Je besser es Ihren Mitarbeitenden geht, desto engagierter widmen sie sich ihren Aufgaben und umso seltener kommt es zu Konflikten. Dadurch können Ihre Mitarbeiter:innen langfristig mehr Leistung erbringen und einfacher soziale Kontakte knüpfen, die sie für viele Jahre an Ihr Unternehmen binden.
  • Sie reduzieren Arbeitsausfälle und -unfälle: Stress ist einer der häufigsten Faktoren für Fehler, die wiederum Unfälle verursachen können. Wenn Ihre Mitarbeiter:innen in einer guten psychischen Verfassung sind, kommt es seltener zu Unfällen und sie erkranken kaum noch an psychischen Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen.
  • Sie stärken Ihr Arbeitgeberimage: Es spricht sich herum, wenn Sie sich proaktiv um das Wohlergehen Ihrer Mitarbeitenden kümmern. Am heutigen Arbeitsmarkt haben viele Fachkräfte die freie Wahl und einige entscheiden für den Arbeitgeber, der ihnen die beste Perspektive für die Zukunft bietet. Da kann es ein Vorteil für Sie sein, wenn Sie als Arbeitgeber bekannt sind, der psychische Gefährdungen reduziert.

Es lohnt sich also für Sie, den Überblick über mögliche Gefahren für die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen zu behalten und entsprechende Maßnahmen zu setzen.

Bevor wir Ihnen konkret zeigen, wie Sie eine sattelfeste psychische Gefährdungsbeurteilung in 5 einfachen Schritten erstellen, sehen wir uns die Anforderungen an, die Ihre Beurteilung erfüllen muss und welche häufigen Fehler Sie dabei unbedingt vermeiden sollten.

Diese Anforderungen muss Ihre psychische Gefährdungsbeurteilung erfüllen

Natürlich möchten Sie alles richtig machen, wenn Sie sich die Zeit nehmen, eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Ihrem Betrieb durchführen. Darum sollten Sie exakt wissen, welche Anforderungen Ihre psychische Gefährdungsbeurteilung muss, bevor Sie starten:

  • Sie sollte von qualifizierten Fachkräften durchgeführt werden, die über die Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, mögliche psychische Gefährdungen am Arbeitsplatz zu identifizieren und zu bewerten. Neben Ihrem Betriebsarzt können Sie sich dabei u. a. von Psychologen oder Sozial- bzw. Gesundheitsberater unterstützen lassen.
  • Sie sollten sie regelmäßig überprüfen und aktualisieren, um sicherzustellen, dass die Beurteilung immer auf dem neuesten Stand ist und um jederzeit über alle aktuellen Gefährdungen im Bilde zu sein.
  • Sie sollten – basierend auf den Ergebnissen Ihrer Gefährdungsbeurteilung – selbstverständlich auch Maßnahmen ergreifen, um die Gefahr für Ihre Mitarbeiter zu reduzieren, sodass Ihre Mitarbeiter möglichst sicher und gesund arbeiten können.
  • Beteiligen Sie Ihre Mitarbeiter aktiv an der psychischen Gefährdungsbeurteilung und informieren Sie sie über deren Ergebnisse. So können Ihre Mitarbeiter dazu beitragen, dass sie lange, gesund und motiviert in Ihrem Unternehmen arbeiten können.
  • Dokumentieren Sie die Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilung sorgfältig und bewahren Sie sie auf, damit Sie die Ergebnisse bei Bedarf zur Überprüfung und Überarbeitung verwenden können. Ihre Dokumentation sollte – neben dem Durchführungsdatum und den Namen der Verantwortlichen – die Gefährdungen, die Sie beurteilt haben, Ihre getroffenen Maßnahmen und wann sie umgesetzt wurden sowie Informationen zur Überprüfung der Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen beinhalten.

Soweit das Wichtigste zu den Anforderungen. Kommen wir nun zu den häufigsten Fehlern und Problemen bei der psychischen Gefährdungsbeurteilung, die Sie dringend vermeiden sollten.

Vermeiden Sie diese häufigen Probleme bei der Erstellung Ihrer psychischen Gefährdungsbeurteilung, um Ihre Mitarbeitenden zu schützen

Wäre die Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung einfach, hätten Sie wohl kaum bis hierhin gelesen. Tatsächlich gibt es einige Fehler und Probleme, die Ihnen die Beurteilung erschweren können. 

Vielen Unternehmen fällt es schwer, die Risikofaktoren für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen zu finden und zu bewerten. Ein Grund dafür ist, dass viele Risiken nur schwer objektiv messbar sind. Beispiele dafür sind ein hoher Arbeitsdruck, fehlende Unterstützung oder mangelnde Klarheit im Rollenverständnis.

Ein weiteres gängiges Problem ist, dass Mitarbeitende und Führungskräfte mögliche Risiken und Belastungen nicht offen ansprechen und die notwendigen Informationen nicht bereitstellen.

Viele haben die Sorge, dass ihre Bedenken nicht ernst genommen werden oder dass es negative Konsequenzen für sie hat, wenn sie offen über ihre psychische Belastung bei der Arbeit sprechen. Manche Mitarbeiter:innen empfinden Risiken auch als normal und denken gar nicht an mögliche Folgen von durchgehend hohem Leistungsdruck oder ähnlichem.

Wichtig!

Es kommt oft vor, dass die Maßnahmen zur Senkung von psychischen Risiken nicht wirken oder nicht ausreichend umgesetzt werden. Das liegt in der Regel daran, dass die Maßnahmen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst wurden oder dass sie aus Kostengründen bzw. aus mangelnder Unterstützung nicht umgesetzt werden können.

Wie Sie in 5 einfachen Schritten eine zuverlässige psychische Gefährdungsbeurteilung erstellen, sodass Ihre Fachkräfte Ihrem Unternehmen lange treu bleiben

Da es in verschiedenen Branchen und Unternehmen auch unterschiedliche Risikofaktoren gibt, lässt sich die psychische Gefährdungsbeurteilung nicht für alle Betriebe standardisieren. Trotzdem können Sie sich an folgenden 5 Schritten orientieren, damit Ihnen Ihre Beurteilung zuverlässig gelingt.

  • 1. Schritt: Sammeln Sie Informationen über das Arbeitsumfeld und die Tätigkeiten Ihrer Mitarbeiter. Hierfür eignen sich Mitarbeiter-Interviews, Beobachtungen im Arbeitsbereich und eine Überprüfung von Dokumenten wie Arbeitsplänen und Arbeitsanweisungen.
  • 2. Schritt: Identifizieren Sie mögliche Risikofaktoren im Arbeitsumfeld, welche der psychischen Gesundheit Ihrer Mitarbeiter:innen schaden können. Dazu können hoher Arbeitsdruck, ständiger Zeitdruck, unzureichende Ressourcen, unklare Rollen und Verantwortlichkeiten, Konflikte im Team oder mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte zählen.
  • 3. Schritt: Bewerten Sie das Risiko aller von Ihnen identifizierten Faktoren. Berücksichtigen Sie bei der Bewertung, wie oft, intensiv und wie lange die verschiedenen Faktoren auf Ihre Mitarbeitenden einwirken. Beziehen Sie außerdem auch die Persönlichkeit, Lebenssituation und Ressourcen jedes einzelnen Mitarbeitenden in Ihre Bewertung ein.
  • 4. Schritt: Entwickeln Sie Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Reduzierung Ihrer identifizierten Risiken. Das können unter anderem Schulungen für Mitarbeiter:innen und Führungskräfte, Veränderungen im Arbeitsprozess oder Arbeitsumfeld, verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit im Team oder die Bereitstellung von Ressourcen und psychologische Unterstützung für Ihre Mitarbeiter:innen sein.
  • 5. Schritt: Prüfen Sie regelmäßig die Wirksamkeit Ihrer Maßnahmen und führen Sie gegebenenfalls Anpassungen durch. Diese Prüfungen können regelmäßige Mitarbeiter-Interviews, Neubewertungen von Arbeitsprozessen und -ergebnissen und die Nachverfolgung Ihrer identifizierten Risiken für die psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden enthalten.

Psychische Gefährdungsbeurteilung zuverlässig und effizient durchführen für gesunde Mitarbeiter

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