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„Hilfe, meine Kollegen kommen krank zur Arbeit!“ –  Ursachen, Folgen und Maßnahmen gegen Präsentismus

von Katja Uhde – 10. März 2025

Wenn Mitarbeitende morgens schniefend und hustend im Büro erscheinen, obwohl sie eigentlich ins Bett gehören, ist das Präsentismus. Die Gründe können vielfältig sein – die Folgen auch. In diesem Artikel gehen wir beidem auf den Grund und zeigen, dass Präsentismus womöglich auch in Ihrem Unternehmen eine erschreckend große Rolle spielen könnte. Denn die Statistiken sprechen für sich. 


  1. Was ist Präsentismus?
  2. Welche Rolle spielt Präsentismus in unserem Berufsalltag?
  3. Die Folgen von Präsentismus
  4. Ursachen für Präsentismus
  5. Maßnahmen gegen Präsentismus

Präsentismus Definition: Was ist Präsentismus?

Im beruflichen Zusammenhang bedeutet Präsentismus, dass Mitarbeitende auch dann arbeiten gehen, wenn sie nicht voll leistungsfähig sind. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie krank sind. Sie sind zwar nicht in der Lage, ihre gewohnte Leistung zu erbringen, erscheinen aber trotzdem auf der Arbeit.

Übrigens: Im eigentlichen Wortsinn hat Präsentismus gar nichts mit der Anwesenheit trotz Krankheit zu tun. Das Wort stammt vom englischen „presenteeism“ und heißt einfach nur „Anwesenheitspflicht“.

Präsentismus vs. Absentismus

Wo es Präsentismus gibt, da gibt es auch Absentismus. Denn dieser Begriff steht für das genaue Gegenteil. Im eigentlichen Wortsinn steht Absentismus demnach für Abwesenheit.

Im beruflichen Zusammenhang sieht das allerdings anders aus: Absentismus bedeutet, dass Mitarbeitende ohne besonderen Grund von der Arbeit fernbleiben. Anders gesagt: Sie „feiern krank“, obwohl sie eigentlich gesund sind und zur Arbeit erscheinen könnten.

Welche Rolle spielt Präsentismus in unserem Berufsalltag?

Die erschreckende Antwort lautet: eine sehr, sehr große. Die Studie „How’s work“ von der Techniker Krankenkasse und dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung zeigt, dass rund 80 % der befragten Arbeitnehmer:innen schon mindestens einmal krank zur Arbeit gegangen sind. Rund die Hälfte von ihnen machen das manchmal, häufig oder sogar sehr häufig. Dabei sind laut Studienergebnissen Frauen stärker von Präsentismus betroffen als Männer.

Auch das mobile Arbeiten spielt dabei eine Rolle. Mitarbeitende nutzen das Home Office als Ersatz für einen Tag im Bett: Sie bleiben zwar zuhause, jedoch nicht im Bett, sondern an ihrem mobilen Arbeitsplatz.

Kein Wunder also, dass die Bedeutung von Präsentismus wächst. Im Vergleich zu älteren Studien ist die Zahl der Menschen, die schon mal krank zur Arbeit gegangen sind, deutlich gestiegen.

Übrigens: Präsentismus ist kein deutsches Phänomen. Eine Erhebung im Rahmen der European Working Conditions Surveys zeigt, dass Präsentismus auch in anderen Ländern eine große Rolle spielt.

Die Folgen von Präsentismus

Manche erkennen Präsentismus lobend an. Ist doch gut, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer so motiviert sind, dass sie auch krank ihre Pflicht wahrnehmen. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn Präsentismus kann weitreichende Folgen haben – und zwar für beide Seiten.

Folgen für Mitarbeitende

Gesundheitliche Folgen

Wer trotz Krankheit wie gewohnt zur Arbeit geht anstatt sich zu schonen, geht gesundheitliche Risiken ein. Schon eine verschleppte Erkältung kann sich auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken und im schlimmsten Fall eine Herzmuskelentzündung verursachen.

Psychische Folgen

Ist ein Mensch krank, braucht er Erholung. Bleibt diese Erholung aus, bedeutet das für den Körper puren Stress – und Stress kann wiederum krank machen. Dadurch können Mitarbeitende in eine gesundheitliche Abwärtsspirale rutschen, die bis zum Burnout führen kann.

Erhöhte Unfallgefahr

Insbesondere bei Tätigkeiten mit Unfallgefahr können kranke Mitarbeitende zum Risiko für sich selbst und andere werden. Denn durch die mangelnde Konzentrationsfähigkeit passieren schneller Fehler.

Folgen für Unternehmen

Weniger Produktivität und schlechtere Qualität

Kranke Mitarbeitende arbeiten oft ineffizient und machen im Schnitt mehr Fehler. Dadurch entstehen doppelte Aufwände und insgesamt eine geringere Produktivität.

Unterm Strich mehr Krankheitstage

Mit etwas Bettruhe verschwinden manche Krankheitssymptome oft schon nach wenigen Tagen. Verschleppte Krankheiten dagegen dauern gerne mal mehrere Wochen, sodass die Zahl der Krankheitstage unterm Strich eher steigt als sinkt.

Ansteckungsgefahr

Ist jemand krank, schnieft meistens bald die ganze Abteilung: Spätestens seit der Corona Pandemie ist uns allen bewusst, wie groß die Auswirkungen ansteckender Krankheiten sein können.

Reputationsrisiken

Arbeitnehmer:innen mit Kundenkontakt repräsentieren Ihr Unternehmen nach außen. Sind sie krank, wirft das ein schlechtes Licht auf Ihr ganzes Unternehmen.

Ursachen für Präsentismus

Wenn die Folgen von Präsentismus doch für beide Seiten nachteilig sind – warum kommen dann so viele Mitarbeitende krank zur Arbeit?

Es gibt viele Ursachen, die dazu beitragen:

  • Persönliche Verantwortung: Mitarbeitende fühlen sich persönlich für den Erfolg ihres Teams verantwortlich und wollen Kolleg:innen nicht im Stich lassen.
  • Fehlende Vertretung: Haben Mitarbeitende keine Stellvertretung, fällt es ihnen schwerer, sich in Ruhe auszukurieren.
  • Führungsverhalten: Leben Führungskräfte Präsentismus vor, folgen Mitarbeitende, indem sie ebenfalls krank zur Arbeit kommen.
  • Unternehmenskultur: Manche Unternehmen fördern Präsentismus, indem sie zum Beispiel Prämien an die Anzahl der Krankheitstage koppeln.
  • Angst um den Job: Bangen Mitarbeitende um ihren Arbeitsplatz, haben sie Angst, dass sich Fehlzeiten negativ auswirken könnten.
  • Hohe Arbeitslast: Haben Mitarbeitende extrem hohe Arbeitslasten, können sie es nicht mit sich vereinbaren, krank zuhause zu bleiben.

Achtung: Die genannten Ursachen sind längst nicht erschöpfend – es gibt noch viele weitere Aspekte, die zu Präsentismus führen können.

Maßnahmen gegen Präsentismus: Das können Sie tun, damit Ihre Mitarbeitenden nicht krank zur Arbeit kommen

Wir haben einige Maßnahmen für Sie gesammelt, die Ihrem Unternehmen helfen können, Präsentismus zu verhindern.

Ursachen finden und beseitigen

Finden Sie heraus, warum Ihre Mitarbeitenden der Meinung sind, sie müssten auch krank zur Arbeit erscheinen. Datenschutzkonforme Umfragen helfen Ihnen, die Ursachen zu finden. Darunter beispielsweise hoher Leistungs- und Anwesenheitsdruck oder fehlende Stellvertreterregelungen.

Gesundheit als Teil der Unternehmenskultur verstehen

Wenn Sie die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden als wichtigstes Gut anerkennen und entsprechend in Ihrer Unternehmenskultur verankern, passen auch Ihre Mitarbeitenden ihr Verhalten an. Das hat einen positiven Einfluss auf viele Bereiche – neben Präsentismus zum Beispiel auch auf die Bereitschaft, Arbeitsschutzvorgaben einzuhalten.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Der effektivste Weg, Präsentismus zu verhindern? Dafür sorgen, dass Mitarbeitende erst gar nicht krank werden! Als Unternehmen können Sie aktiv dazu beitragen, die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu stärken. Mit ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen, Gesundheitskursen, positivem Einfluss auf die Ernährung Ihrer Mitarbeitenden oder der Reduzierung von Stress in der Arbeitsumgebung beugen Sie Krankheiten vor.

Unterstützung bei der Umsetzung

Saneware unterstützt Sie dabei, die Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Mit der BGM-Software haben Sie Ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement jederzeit mit Kennzahlen im Blick.

Mitarbeitende und Führungskräfte aufklären

Sie wissen, wie weitreichend die Folgen von Präsentismus sein können. Aber wissen Ihre Mitarbeitenden das auch? Geben Sie Ihrem gesamten Team das nötige Wissen an die Hand, um auf sich selbst und andere Acht zu geben. Dadurch stärken Sie das Miteinander in Ihrem Unternehmen und machen gleich den ersten Schritt, Gesundheit in Ihrer Unternehmenskultur zu verankern.

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