Bradford Score
Definition: Der Bradford Score ist ein Kennzahlensystem, das Fehlzeiten von Mitarbeitenden bewertet. Es konzentriert sich auf die Häufigkeit und Verteilung der Abwesenheiten und misst den potenziellen Störfaktor kurzfristiger Abwesenheiten für ein Unternehmen.
Der Bradford Score wurde entwickelt, um den Einfluss von kurzfristigen, häufigen Fehlzeiten im Gegensatz zu längeren, selteneren Krankheitsabwesenheiten zu quantifizieren.
Unternehmen nutzen den Bradford Score, um das Abwesenheitsmanagement zu optimieren und potenziell problematische Muster bei Mitarbeitenden zu identifizieren. Diese Kennzahl unterstützt Personalverantwortliche dabei, frühzeitig auf mögliche Ursachen für hohe Fehlzeiten zu reagieren und präventive Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und Arbeitszufriedenheit zu ergreifen.
Bradford Score berechnen
Der Bradford Score wird mit folgender Formel berechnet:
Bradford Score = (S²) × D
S steht für die Anzahl der Abwesenheitsperioden innerhalb eines definierten Zeitraums (normalerweise ein Jahr).
D steht für die gesamten Fehltage in diesem Zeitraum. Hier fließen nur ungeplanten Abwesenheiten ein. Geplante Fehlzeiten, wie Kur oder Elternzeit, werden nicht gezählt.
Der Bradford Score nutzt häufig ein Ratingsystem, welches den Handlungsbedarf deutlich macht:
🟢1 bis 200: Es besteht kein Anzeichen für Absentismus und somit kein Handlungsbedarf.
🟡201 bis 449 (Gelb): Es gibt erste Anzeichen für motivationsbedingten Absentismus.
🔴Ab 450 (Rot): Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Die Berechnung zeigt, dass eine höhere Häufigkeit von Abwesenheiten (S) zu einem deutlich höheren Score führt, selbst wenn die Gesamtzahl der Fehltage (D) nicht außergewöhnlich hoch ist. Dies verdeutlicht die Störwirkung von häufigen Kurzzeiterkrankungen, die durch den Score besonders betont wird.
Vorteile des Bradford Scores für das Abwesenheitsmanagement
Der Bradford Score bietet Unternehmen eine einfache, aber effektive Methode, um auffällige Fehlzeitmuster zu erkennen. Häufige, kurze Abwesenheiten können disruptive Auswirkungen auf den Betriebsablauf haben, obwohl die Gesamtzahl der verlorenen Arbeitstage gering bleibt. Einige der Vorteile dieses Tools sind:
- Identifizierung von Fehlzeitmustern: Der Score hilft dabei, Mitarbeitende zu identifizieren, deren Abwesenheitsverhalten potenziell problematisch ist, selbst wenn ihre Gesamtfehlzeiten im Vergleich gering erscheinen.
- Frühwarnsystem: Unternehmen können auf Basis des Bradford Scores gezielte Maßnahmen zur Unterstützung der betroffenen Mitarbeitenden ergreifen, bevor sich Fehlzeiten negativ auf ihre Arbeitsleistung oder die Arbeitsumgebung auswirken.
- Förderung von Transparenz: Er schafft klare Vergleichsmöglichkeiten, die es dem Management ermöglichen, faire und transparente Entscheidungen zu treffen, etwa in Bezug auf Personalentwicklungsmaßnahmen oder Gesundheitsangebote.
Kritik am Bradford Score und mögliche Alternativen
Trotz seiner Beliebtheit gibt es auch Kritikpunkte am Bradford Score, die Personalverantwortliche beachten sollten:
- Übermäßige Fokussierung auf Häufigkeit: Der Score legt einen starken Schwerpunkt auf die Anzahl der Abwesenheitsereignisse, was dazu führen kann, dass Mitarbeitende, die unverschuldet oft erkranken, unverhältnismäßig stark sanktioniert werden.
- Fehlende Ursachenanalyse: Der Bradford Score betrachtet nur die Quantität der Fehlzeiten, ohne deren Ursachen zu berücksichtigen. Ein ganzheitliches Abwesenheitsmanagement sollte die Gründe für häufige Abwesenheiten ebenfalls analysieren, um die zugrunde liegenden Probleme zu lösen.
- Anpassung an individuelle Kontexte: Unternehmen sollten den Score nicht isoliert betrachten, sondern in Kombination mit anderen Kennzahlen und betrieblichen Gesundheitsmanagementstrategien verwenden.
Der Bradford Score bietet eine wertvolle Methode, um häufige und kurzfristige Fehlzeiten zu identifizieren, die den Betriebsablauf stark stören können. Er sollte jedoch nicht isoliert betrachtet werden, da er keine Ursachenanalyse zulässt und Mitarbeitende mit unverschuldet häufigen Abwesenheiten unverhältnismäßig benachteiligen könnte.
Betrachten Sie immer alle Kennzahlen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements und gehen Sie ins Gespräch mit ihren Mitarbeitenden.
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