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Die Zukunft des BGM – Eine Interviewreihe

von Laura Einnolf – 10. Februar 2021

Gemeinsam mit Expert:innen im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements wollen wir der Zukunft des BGM auf die Spur gehen.

Durch die Corona-Pandemie sind neben anderen bestehenden Problemen, wie Fachkräftemangel und Personalmangel, wieder vermehrt Herausforderungen auf die innerbetrieblichen Teams zugekommen. So haben auch Krankenkassen von einem vermehrten Zuwachs psychischer Erkrankungen berichtet. Außerdem ist auch ein großer Anstieg der Homeoffice-Arbeitsplätze zu verzeichnen. Wir haben uns gefragt, wie ein bestehendes BGM nun auf neue und bestehende Herausforderungen reagieren kann. Expert:innen haben uns aus ihrer Sicht geschildert, welche Zukunftsaussichten BGM hat und welche Trends sie für das Jahr 2021 erkennen.

BGM 2021 – Wohin geht die Reise?

Wir konnten spannende und neue Impulse über die Zukunft des BGM in den geführten Interviews gewinnen, die wir mit Ihnen teilen wollen. Den Auftakt hat Anke Brinkmann (Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement) von der Berliner Stadtreinigung (BSR) bereitet. Die spannendsten Thesen und Aussagen über die Zukunft des BGM haben wir für Sie in diesem Beitrag zusammengestellt.

Anke Brinkmann von der Berliner Stadtreinigung im Interview über die Zukunft des BGM

Anke Brinkmann arbeitet in der Geschäftseinheit Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement der Berliner Stadtreinigung (BSR) und ist verantwortlich für Arbeitssicherheit und Gesundheit von rund 6000 Mitarbeitenden.

Anke Brinkmann (Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement) von der Berliner Stadtreinigung (BSR

Die Aufgaben der Beschäftigten sind vielfältig, als verlässliche Partnerin organisiert und gestaltet die BSR Stadtsauberkeit, Abfall- und Ressourcenwirtschaft. Dabei stehen soziale Verantwortung sowie Nachhaltigkeit im Vordergrund. So vielfältig die Aufgaben der Beschäftigten sind, so vielfältig sind auch die Herausforderungen, wenn es um das Thema Gesundheitsmanagement geht.

Weiterhin engagiert Anke Brinkmann sich ehrenamtlich im Präsidium des Verbandes der Personalmanager (BPM). Sie leitet im Verband die Fachgruppe Gesundheitsmanagement und ist Präsidiumsmitglied. Mit rund 4700 Mitgliedern aus Unternehmen, Verbänden und anderen Organisationen, ist der Verband die führende berufsständische Vereinigung für Personaler in der DACH-Region.

Strategische Verankerung, Entgrenzung und Lernen aus Covid

Wir haben Anke Brinkmann gefragt, ob sie einen Trend sieht, der sich im Jahr 2021 im Bereich BGM abzeichnet oder sogar verstärken wird.

Die hohe Aufmerksamkeit auf Gesundheit durch Covid muss genutzt werden, um das BGM strategisch im Unternehmen zu verankern

Das Thema Gesundheit ist seit dem Jahr 2020 in den Fokus der Unternehmen gerückt ist. Gerade im letzten Jahr haben wir festgestellt, „wie wichtig ein gutes integriertes betriebliches Gesundheitsmanagement ist”, so Brinkmann. Sie spricht hier auf die Corona-Pandemie an. Es mussten von jetzt auf gleich Antworten gegeben werden, um die Fürsorge für die Beschäftigten sicherzustellen. Dies reichte weit über die Fragen hinaus zum Thema persönliche Schutzausrüstung oder die aktuellen gesetzlichen Regelungen. Auch physische Belastungen waren beispielsweise ein Thema. Oft wird Anke Brinkmann die Frage gestellt, wie man das BGM strategisch verankern kann. Und für Brinkmann ist genau das der Punkt, um den es geht. Unternehmen sollen an dieser Stelle keine zusammenhanglosen Maßnahmen einführen oder gar zusätzliche Gefüge etablieren. Hier gehe es vielmehr darum, wie man neue Strukturen in die jeweiligen Prozesse integrieren kann.

Für Brinkmann gibt es hier nicht die eine Lösung, man müsse die Handlungsschwerpunkte der einzelnen Unternehmen identifizieren. Brinkmann führt an, dass es ebenfalls zu beachten sei, dass Unternehmen sowohl homogene als auch heterogene Teams haben und auch unterschiedliche Anforderungen in den Branchen selbst. So habe man auf der einen Seite die körperlich schwer Arbeitenden und auf der anderen Seite, die die vornehmlich in den administrativen Bereichen arbeiten. Je nach Unternehmensart ergeben sich wiederum unterschiedliche Ansprüche an das BGM. Dies müsse vorab genauestens analysiert werden, um auch zu sehen, welche Maßnahmen wo am sinnvollsten einzusetzen sind. Sowohl organisatorisch als auch in der Maßnahmenbegleitung ergibt es Sinn Experten heranzuziehen. Sei es zu Fragestellungen bezüglich der Arbeitsorganisation, der Psychologie oder der Ergonomie. Dabei können auch Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung oder die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen unterstützen.

Lernen aus der Corona-Pandemie heißt, ab sofort enger am Puls der Mitarbeitenden zu sein

Die Entzerrung (Abstand) durch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice, hat dazu geführt, das mehr Unternehmen auf digitale Lösungen für Meetings umgestellt haben. Hierbei ist es wichtig, mit den Kollegen neben allen fachorientierten Aufgaben, auch die menschliche Nähe zu halten. Zu wissen, wie es den Teammitgliedern, den Beschäftigten wirklich geht. Was beschäftigt sie? Sind die beruflichen Anforderungen zu schaffen, neben den privaten, hinsichtlich der Betreuung von Familienangehörigen.

Eine Lösung zur Unterstützung im BGM sind digitale Angebote für das BGM. Angefangen von Gesundheitsplattformen die auf den Angeboten des Unternehmens aufbauen bis hin zu Testkits, die den Beschäftigten nach Hause gesendet werden können, um die körperlicher Verfassung festzustellen, beispielsweise hinsichtlich Vitamin D Versorgung. Hier besteht die Herausforderung die geeigneten Partner für das eigene Unternehmen zu finden. Es sollte ergänzend genutzt werden, jedoch nicht als Ersatz für persönlichen Kontakt via Telefon, Videokonferenz oder einem Treffen auf Distanz.

Ein weiteres wichtiges Thema, welches Brinkmann in diesem Zusammenhang anspricht, ist die Ergonomie. Die Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten seien im Homeoffice nicht immer optimal, jedoch gibt es gute pragmatische Lösungen, die u.a. die DGUV in Form einer Handlungsanleitung zur Verfügung stellt hilfreich, dem entgegenzuwirken, um langfristige Schäden zu vermeiden.

Weiterhin führt Anke Brinkmann an, Maßnahmen die sich aus der Corona-Krise entwickelt haben, beizubehalten, aus der Krise zu lernen, für die Zukunft anzupassen und somit auch neu zu gestalten.

Dabei können die Beschäftigten gut mit einbezogen werden. Dies erhöht die Akzeptanz in der Nutzung.

Hybride Arbeitsmodelle werden sich durchsetzen. Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen bieten sich neue Chancen und Risiken

Hybrides Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben. Anke Brinkmann führt aus, dass die Post-Corona Arbeitswelt eine andere sein wird als vor der Pandemie. Diese Tatsache biete Vor- und Nachteile, die jetzt antizipiert werden müssten. Normalerweise dauerte es bis zu einigen Jahren, Arbeitsabläufe umzustellen und dann wieder einige Jahren, die Effekte messen zu können. Durch die Corona-Krise, so Anke Brinkmann, seien alle in die hybride Arbeitswelt hineinkatapultiert worden. Das betreffe auch Bereiche, die vorher als unmöglich für hybride Modelle angesehen wurden. Doch in der Pandemie habe die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bestanden und so wurden auch dort Möglichkeiten geschaffen.

Viele Mitarbeiter:innen profitieren von einer größeren Freiheit, aber sie erleben eine Entgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit. Das sorge für neue psychische Belastungen. Wie ein Unternehmen sich für die gesunde Zukunft engagieren kann, verdeutlicht Anke Brinkmann anhand des Deutschen Siegels Unternehmensgesundheit, welches die Fachgruppe Gesundheitsmanagement, gemeinsam mit den BKKen entwickelt hat. Dieses Siegel beinhaltet eine systematische Analyse im Unternehmen und macht den IST-Status, zeigt Maßnahmen auf und evaluiert die Wirksamkeit. Es zielt auf die Arbeitsverhältnisse ab und gibt somit systematische Handlungspunkte für das Betriebliche Gesundheitsmanagement.

Wie kann eine Akzeptanz in der Praxis bedeutend für das Thema Gesundheit erreicht werden?

BGM systematisch zu betreiben bedeute, Handlungsschwerpunkte zu analysieren und Maßnahmen abzuleiten, die passgenau auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten werden. Des Weiteren die Kommunikation strukturiert darauf auszurichten, das in einem Miteinander der Beschäftigten, des Arbeitgebers und den Sozialpartnern das Bewusstsein für Gesundheit geschärft wird. Dies wird erreicht, durch klare und zielgruppengerechte Kommunikation. Man müsse hier am Bewusstsein der Mitarbeitenden ansetzen. In der BSR wird unter anderem eine App genutzt, über die auch Beschäftigte ohne festen PC am Arbeitsplatz erreicht werden können.

Darüber kommuniziert das Team des Gesundheitsmanagements regelmäßig zum Arbeitsschutz, wie Eltern in der Kinderbetreuung unterstützt werden können und gibt Anregungen, wie man den Alltag im Lockdown gut gestalten kann. Gleichzeitig wird auf wichtige Regeln, die sich für den Gesundheits- und Arbeitsschutz ergeben informiert. Die DGUV hat für seine Mitgliedsunternehmen Türanhänger und Schilder entworfen, welche beispielsweise Hinweise in Bezug auf die Corona-Pandemie seien („Achtung lüften nicht vergessen“). Nicht alles ist mit hohen Kosten verbunden, wichtig ist, dass die Unternehmen starten. „auch in unserem Unternehmen hat sich diese ganzheitliche Unterstützung entwickelt”, so Brinkmann.

Die Zukunft des BGM sei gerade von diesen Impulsen der Mitarbeitenden abhängig. Eine „gesunde Organisation“ kann nur entstehen, wenn sie von allen Ebenen unterstützt wird und jeder bereit ist seinen Beitrag zu leisten. Hierbei sind Führungskräfte Vorbilder und Beschäftigte mit verantwortlich ihren Beitrag zur Gesunderhaltung zu leisten. Nur gemeinsam kann dies geschafft werden. Ein strategisch gut integriertes BGM kann dabei unterstützen.

Deswegen sei es so wichtig, diesen Führungsaspekt mit reinzunehmen. Und eben auch die Arbeitsorganisation und Entwicklung. Das gehört ganz stark mit ins Gesundheitsmanagement, so Brinkmann. “Und die Obstkörbe, das sind die kleinen Knoten im Taschentuch. Die erinnern uns dran, dranzubleiben. Aber das ist nicht der große Hebel”.

Welche Möglichkeiten bietet Saneware um die Gesundheit von Beschäftigten zu fördern?

Die Fehlzeiten-Analyse ist ein wichtiges Instrument des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Denn, wer die Ursachen für die Fehlzeiten in seinem Unternehmen kennt, kann durch entsprechende Maßnahmen systematisch für die Gesundheit seiner Mitarbeiter sorgen.

Mit der Saneware Software behalten sie daher jederzeit die wichtigsten Kennzahlen in Echtzeit im Blick. Fehlzeiten werden täglich importiert und nach gewünschten Merkmalen wie Geschlecht, Kostenstelle oder Standort visuell ansprechend für Sie dargestellt.

Mit dem Produkt „Saneware -BGM“ bieten wir Ihnen eine browserbasierte, smarte und moderne Lösung zur Umsetzung des gesamten Betrieblichen Gesundheitsmanagements in Ihrem Unternehmen an.

Bei Fragen rund um das Thema BGM, von der Beratung bis zur Implementierung stehen unsere Fachexperten Ihnen gerne zur Verfügung.

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