Einflüsse des Wetters – wie können BGM-Beauftragte mit Wetterfühligkeit umgehen?
Warm, kalt, nass, trocken, Hochdruck, Tiefdruck. Das Wetter ändert sich regelmäßig in verschiedenen Parametern und hat einen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Laut Dr. Christina Koppe und Dr. Stefan Zacharias vom Deutschen Wetterdienst (2015) sind etwa 50% der deutschen Bevölkerung wetterfühlig. Was genau Wetterfühligkeit bedeutet, welche Auswirkungen die Wetterfühligkeit auf die Arbeitsfähigkeit hat und was man als BGM-Manager:in zur Unterstützung anbieten kann, soll dieser Magazinbeitrag verdeutlichen.
Was ist Wetterfühligkeit?
Wetterfühligkeit beschreibt die Anpassungsschwierigkeiten von Menschen auf Wetterveränderungen. Besonders schnelle Änderungen führen zu Kopfschmerzen, Unkonzentriertheit, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen. Der menschliche Körperkern muss permanent auf 37°C gehalten werden. Wir alle leben in einer Zeit, in der große Wetteränderungen durch Heizung und Klimaanlage größtenteils abgefedert werden.
Jedoch ist die Veränderung der Temperatur nicht die einzige Anpassungsanforderung an den menschlichen Körper. Dazu kommen Änderungen des Luftdrucks und der Wechsel von Nässe und Trockenheit. Doch welche Veränderungen genau haben Einfluss auf den Körper und wie entsteht dementsprechend Wetterfühligkeit? Für die Auswirkung der kurzfristigen Änderung des Wetters gibt es den Fachbegriff der Biotropie.
„Darunter ist die Wirkung aller das Wetter charakterisierenden, meteorologischen Elemente als Akkord auf den menschlichen Organismus zu verstehen. Diese Akkordwirkung ist besonders ausgeprägt im Bereich markanter Wetteränderungen, also im Übergangsbereich zwischen einem abziehenden oder sich abschwächenden Hochdruckgebiet und einem herannahenden Tief, beim Durchzug von Warm- und Kaltfront sowie auf der Rückseite eines abziehenden Tiefdruckgebietes. Hier ändern sich alle meteorologischen Elemente wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung, aber auch die Bewölkung und damit der Sonnenschein sowie die Lichtverhältnisse und der Luftdruck. Die Stärke der Biotropie hängt von der Intensität der physikalischen Vorgänge in der Atmosphäre ab„, so der Deutsche Wetterdienst.
Auswirkungen des Wetters auf die Arbeitsfähigkeit
Welchen Einfluss das Wetter auf das Wohlbefinden von Menschen hat, war lange nicht wissenschaftlich validiert. Steiner und Egger führen aus, dass bereits im dritten vorchristlichen Jahrhundert Aufzeichnungen nachgewiesen werden können. Insbesondere die Chinesische Medizin verknüpft das gesundheitliche Wohl des Menschen unmittelbar mit dem Wetter, da sie den Menschen verbunden mit der Natur sieht. In Aufzeichnungen der traditionellen Chinesischen Medizin werden die Umwelteinflüsse Wind, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Kälte als potenzielle Krankmacher beschrieben. Auch in der europäischen Medizingeschichte wird das Wetter als einflussnehmend auf das Wohlergehen des Menschen angesehen.
In einer repräsentativen Studie des Deutschen Wetterdienstes aus dem Jahr 2013 geben 50% der Befragten an, wetterfühlig zu sein.
Die Daten zeigen zudem signifikante Abweichungen je nach Geschlecht und Altersgruppe:
- 57% der befragten Frauen gaben an, generell wetterfühlig zu sein. Bei den Männern sind es hingegen „nur“ 42%.
- In der Altersgruppe der 16-29-Jährigen gaben 40% der Befragten an, wetterfühlig zu sein, bei den über 60-Jährigen waren es 56%.
Untersuchungen aus dem Jahr 2012 zeigen, dass wetterfühlige, berufstätige Personen durchschnittlich 1,7 Tage im Job ausfielen, wegen des Wetters. Wenn man davon ausgeht, dass in Deutschland ca. 40 Millionen Menschen voll erwerbstätig sind und davon 50% wetterfühlig sind, dann gehen im Jahr schätzungsweise 31 Millionen Arbeitstage verloren. Diese Auswirkung ist enorm, denn das sind mehr als 10% der vorhandenen AU-Tage 2020. Es zeigt sich, dass Wetterfühligkeit ein relevanter Einflussfaktor für AU-Quote ist. Anders gerechnet: Laut baua bedeutet ein Krankentag 123€ Produktionsausfall und 209€ Ausfall bei der Bruttowertschöpfung. Daraus ergibt sich ein Produktionsausfall von 3,8 Milliarden Euro Produktionsausfall oder 6,47 Milliarden Euro Brutto Wertschöpfungsausfall.
Was BGM Manager:innen für wetterfühlige Mitarbeiter:innen machen können
Wetterfühligkeit ist nicht die alleinige Ursache für körperliche Beschwerden. Prof. Dr. Andreas Matzarakis weist darauf hin, dass Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel und andere mit der Wetterfühligkeit assoziierte Symptome ihren Ursprung woanders haben. Das Wetter ist dann der Faktor, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ist es deshalb sinnlos, die wetterfühligen Mitarbeiter:innen im Hinblick auf die Wetterfühligkeit zu unterstützen? Nein, wie drei Tipps zeigen.
1. Abhärten
Wetterfühligkeit hängt mit unserem modernen Lebensstil zusammen, darauf deuten viele Forschungsergebnisse hin. Wir halten uns viel in klimatisierten Räumen auf. Das sorgt dafür, dass der menschliche Körper weniger Anpassungsleistungen vollführen muss und es gewissermaßen verlernt. Dagegen hilft, den Körper in seiner Anpassungsleistung durch Training zu fördern.
- Duschen im Kalt- und Warmwechsel
- Mindestens dreißig Minuten am Tag draußen aufhalten. Dazu eigenen sich vor allem Spaziergänge
- Kneipp-Anlagen besuchen
- Saunagänge
2. Kur
Bei einigen Krankheitsbildern zeigt sich eine hohe Korrelation zur Wetterfühligkeit. So gibt jeder zweite Rheumatiker an, wetterfühlig zu sein. Nach dem oft beschwerdearmen Sommer folgt der kalte, nasse Herbst, der die Symptome wieder verstärkt. In diesem Fall können gezielte Kuren Linderung verschaffen.
3. Biowetter
Der Mensch ist trotz Klimaanlage und Heizung dem Wetter ausgesetzt. Es ist somit nicht möglich und auch nicht ratsam, sich dem Wetter entziehen zu wollen. Um gezielte Vorkehrungen treffen zu können und ggfls. präventive Maßnahmen einleiten zu können, kann es für betroffene Personen sinnvoll sein, bereits im Vorhinein über große Wetteränderungen informiert zu werden. Dazu hat der Deutsche Wetterdienst das Biowetter ins Leben gerufen. Das Biowetter kombiniert Vorhersagen zur Wetterentwicklung mit statistisch zu erwartenden körperlichen Beschwerden.
Wetterfühligkeit ist ein signifikanter Faktor für die Gesundheit im Unternehmen
Schließlich sind fast 50% aller Personen in Deutschland wetterfühlig. Dies hat auch wirtschaftliche Folgen, die einen jährlichen Bruttowertschöpfungsausfall von über 6 Milliarden Euro nach sich zieht. Das sind mehr als 10% hinsichtlich des insgesamt anfallenden Wertschöpfungsausfalls in Deutschland. Da wir das Wetter nicht direkt beeinflussen können, ist ein Ignorieren oder Verkriechen nicht der richtige Weg. Die Anpassungsfähigkeit des Menschen auf Wetteränderung kann man trainieren. Das gelingt am besten durch Spaziergänge oder Konfrontation wie Wechselduschen oder die Sauna. Als BGM-Manager:in kann man die Mitarbeiter:innen informieren. Einerseits kann man über die Charakteristika und Folgen von Wetterfühligkeit aufklären und darauf hinweisen, wie Wetterfühligkeit abgemindert werden. Anderseits bietet das Biowetter eine tagesgenaue Vorhersage des Einflusses von Wetterumschwüngen auf wetterfühlige Personen.
Um die Auswirkungen des Wetters auf die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeier:innen einschätzen zu können, bieten sich Umfragen an. Durch gezielte Fragen und eine Bedarfsermittlung können BGM-Manger:innen ihre Maßnahmen faktenbasiert ausrichten.
Das nötige Handwerkszeug dafür bietet Saneware BGM. Umfragen können Sie innerhalb weniger Minuten erstellen und niederschwellig in der Mitarbeiterschaft verbreiten. Die Befragung erfolgt dabei garantiert anonym und digital.
Weiterführende Informationen über die Zukunft des BGM
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