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Arbeitsklima: Warum es ein Drittel Ihres Betriebsergebnisses ausmacht

von Katja Uhde – 3. April 2023

Arbeitsklima? Kümmern wir uns später drum! Warum diese Einstellung Sie richtig viel Geld kostet und Sie das Arbeitsklima ganz oben auf Ihre Agenda setzen sollten.

Mit dem Arbeitsklima ist es ein bisschen so wie mit der Bewegung: Jeder weiß um die positiven Effekte auf das eigene Leben und die gesamte Gesellschaft, trotzdem bewegt sich der Großteil der Menschen viel zu selten und viel zu wenig. Auch in Unternehmen ist gemeinhin bekannt, welch positive Auswirkungen ein gutes Arbeitsklima hat.

Dennoch fallen seine Förderung, Pflege und Optimierung allzu oft dem Alltagsstress zum Opfer. Für viele Arbeitgebenden ist das Arbeitsklima nicht mehr als ein Schönwetterthema. Dabei sollte es im Zentrum des Betrieblichen Gesundheitsmanagements stehen.


Inhaltsverzeichnis:

  1. Gutes Betriebsklima kann Gewinn um ein Drittel steigern
  2. Betriebsklima wirkt sich auf Arbeitgeberimage aus
  3. Warum das Arbeitsklima eine so wichtige Rolle spielt
  4. Je besser die Stimmung am Arbeitsplatz, desto weniger Fehlzeiten
  5. Arbeitsklima ist ein Schlüsselindikator für Effizienz und Erfolg
  6. Arbeitsbedingungen bilden Grundstein für ein gutes Arbeitsklima
  7. Klären Sie über die enorme Bedeutung des Arbeitsklimas auf
  8. Arbeitsklima im Zentrum des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)
  9. Das Betriebsklima muss fortlaufend optimiert werden

Gutes Betriebsklima kann Gewinn um ein Drittel steigern

Das hat fatale Folgen! Denn der oft als „weich“ bezeichnete Erfolgsfaktor Arbeitsklima ist gar nicht so „weich“. Die Wissenschaftler Daniel Goleman und Richard Boyatzis haben in einer Studie herausgefunden, dass das Betriebsklima bis zu einem Drittel des Geschäftsergebnisses eines Unternehmens ausmacht. Mag die konkrete Höhe des messbaren Einflusses überraschen, ist die positive Wirkung eines guten Arbeitsklimas seit jeher bekannt.

Nicht zuletzt deshalb, weil Umfragen und Studien immer wieder zeigen, dass die Zufriedenheit am Arbeitsplatz, die fundamental vom dortigen Klima abhängt, den meisten Arbeitnehmenden sehr wichtig ist:

  • 85 % der Beschäftigten geben an, dass sie in einem positiven Arbeitsumfeld zufriedener sind (Harvard Business Review)
  • 85 % der Befragten sagen, dass sie in einem positiven Arbeitsumfeld mehr leisten (Gallup Organization)
  • 63 % der Befragten geben an, dass sie in einem negativen Arbeitsumfeld weniger produktiv sind (Gallup Organization)

Ein gutes Arbeitsklima ist vielen Arbeitnehmenden wichtiger als ein höheres Gehalt.

Was versteht man unter Arbeitsklima bzw. Betriebsklima?

Als Arbeitsklima oder Betriebsklima bezeichnet man in der Organisationspsychologie das subjektive Erleben und Wahrnehmen der durch das Zusammenwirken der Belegschaft bestimmten Arbeitsatmosphäre am Arbeitsplatz. Auf das Arbeitsklima habe sämtliche Beschäftigte aller Hierarchiestufen Einfluss. Es wird im Wesentlichen von der zwischenmenschlichen Kommunikation und Interaktion bestimmt und ist ein Indikator für die Zufriedenheit mit dem Arbeitgebenden.

Betriebsklima wirkt sich auf Arbeitgeberimage aus

Obwohl Unternehmen also ein ureigenes, nicht zuletzt ökonomisches Interesse an einem guten Arbeitsklima haben, wird das Thema allzu oft stiefmütterlich behandelt. Die Folgen sind gerade jetzt spürbar, wo viele Beschäftigte über den zunehmenden Stress und Unzufriedenheit am Arbeitsplatz klagen.

Hält dieser Zustand an, kündigen immer mehr Arbeitnehmenden und suchen sich einen neuen Job. Nicht nur deshalb, weil die Work-Life-Balance für sie eine immer wichtigere Rolle spielt, sondern auch weil der Arbeitsmarkt sich zu ihren Gunsten gewandelt hat.

Auf einem Arbeitnehmermarkt wird Personal händeringend gesucht, erst recht, wenn es sich um qualifizierte Fachkräfte handelt. Spätestens jetzt müssen Arbeitgebende das Thema Arbeitsklima in den Fokus rücken, denn viele Jobsuchenden machen es zu einem entscheidenden Kriterium für ihre Stellenwahl. Ein gutes Arbeitsklima lockt Personal an!

Schlechtes Arbeitsklima schadet Ihrem Arbeitgeberimage

Mitarbeitende verlassen ein Unternehmen nur in den seltensten Fällen wegen zu wenig Geld. Meistens lässt sich eine Kündigung auf ein schlechtes Arbeitsklima zurückführen. Auf Bewertungsplattformen für Arbeitgebende wird das Betriebsklima durch die Bewertungen der Arbeitnehmenden sichtbar. Potenzielle Bewerber:innen schauen sich die Wertungen an und lassen sie in ihre Arbeitsplatzwahl einfließen.

Warum das Arbeitsklima eine so wichtige Rolle spielt

Die Arbeitszeit nimmt einen großen Teil unseres Alltags ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das, was „auf der Arbeit“ passiert, unser Wohlbefinden und damit unsere physische wie psychische Gesundheit beeinflusst. Die University of California bestätigt: Menschen, die in einem positiven Arbeitsumfeld tätig sind, sind nachweislich seltener krank. Das heißt: Ob wir von der Arbeit krank werden, liegt nicht nur an der Menge der Arbeit, dem sogenannten Arbeitspensum, sondern auch daran, wie wir uns bei der Arbeit fühlen.

Ob wir etwas als Belastung oder Bereicherung empfinden, hängt nicht nur vom Quantitativen – also der reinen Arbeitszeit –, sondern auch vom Qualitativen ab. Drei Stunden Arbeit in einer toxischen Arbeitsatmosphäre können die Hölle sein, während neun Stunden anstrengende, von positivem Stress geprägte Arbeit in einem funktionierenden Team die wahre Erfüllung sein können. Insbesondere dann, wenn die Arbeit als sinnstiftend wahrgenommen wird.

Exakt dieser Fakt ist in den vergangenen Jahren immer stärker in das Bewusstsein von Arbeitnehmenden – und dadurch auch in das Bewusstsein von Arbeitgebenden – gerückt. Wir sprechen von Work-Life-Balance, die das Arbeitsklima in erheblichem Ausmaß beeinflusst.

Je besser die Stimmung am Arbeitsplatz, desto weniger Fehlzeiten

Eine Untersuchung der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) in Deutschland im Rahmen des Fehlzeiten-Reports 2016 hat gezeigt, dass ein Zusammenhang zwischen der Stimmung am Arbeitsplatz und der Gesundheit besteht: 67 Prozent der Befragten, die mit einem schlechten Arbeitsklima konfrontiert sind, leiden unter körperlichen Beschwerden, während gesundheitliche Probleme mit 32 Prozent im Vergleich unwahrscheinlicher sind, wenn am Arbeitsplatz eine gute Stimmung herrscht.

Früher war der Einfluss des Arbeitsklimas auf die Gesundheit der Beschäftigten nicht so gut erforscht wie heute. Zudem hatte Arbeit einen anderen Stellenwert für Arbeitnehmende. Einerseits war es in vielen Berufen normal, dass der Arbeitsalltag fordernd und anstrengend ist. Die schwere körperliche Arbeit, von der uns die Industrialisierung und die Digitalisierung in weiten Bereichen befreit haben, war vorherrschend.

Andererseits hatte die Arbeit nicht so einen großen Einfluss auf die persönliche Identifikation als Individuum wie heute. Zusätzlich war es bedeutend einfacher, Arbeit und Freizeit zu trennen – eben, weil es die Digitalisierung noch nicht gab. Das zeigt: Mit dem Fortschritt gehen auch neue Risiken einher, die das Arbeitsleben belasten können. Wir müssen uns die Vorteile zunutze machen und darauf achten, dass die Nachteile die Vorteile nicht konterkarieren.

Interessant: Gerade die jungen Generationen haben den Anspruch, dass die Arbeit Purpose stiften muss. Einfach etwas tun, um damit Geld zu verdienen, gerät außer Mode. Stattdessen wollen viele sich mit ihrer Arbeit selbst verwirklichen und am besten auch noch etwas Gutes damit tun.

Purpose wird deshalb zu einem immer wichtigeren Bestandteil für ein gutes Arbeitsklima. Unternehmen müssen den Sinn hinter dem Arbeitsplatz klar kommunizieren – idealerweise schon im Rahmen des Recruitings. Denn Purpose ist auch ein Auswahlkriterium von Jobsuchenden.

Arbeitsklima ist ein Schlüsselindikator für Effizienz und Erfolg

Auch aus Sichtweise des Arbeitgebenden gibt es gute Gründe, das Arbeitsklima ernst zu nehmen. Es wird in der Betriebswirtschaft deshalb als weiches Thema angesehen, weil es zahlenmäßig nur schwer greifbar ist. Fehlzeiten, Umsatz und Gewinn lassen sich mit einer Zahl auf den Punkt bringen, die alles sagt. Dabei hat ausgerechnet dieses weiche Thema enormen Einfluss auf alle Key Performance Indikators, die sich ein Unternehmen setzt.

Die gute Nachricht: Sie haben in der Hand, wie gut Ihr Betriebsklima ist. Neben der Unternehmensleitung, die die Rahmenbedingungen für ein gutes Arbeitsklima schafft, sind es vor allem die Führungskräfte, die das Arbeitsklima maßgeblich entwickeln.

Es gibt nicht das eine Patentrezept, mit dem man sich ein gutes Klima backt. Stattdessen sind es viele große und kleine Stellschrauben. Manche davon liegen im Einflussbereich des Arbeitgebenden, andere im Einflussbereich der Arbeitnehmenden. Wer die generellen Einflussfaktoren für ein gutes Arbeitsklima kennt, der kann daraus eine Fülle an Maßnahmen ableiten, mit denen sich das Betriebsklima nachhaltig verbessern lässt.

Faktoren, die das Arbeitsklima beeinflussen:

  • Grundlegende, rahmenbildende Arbeitsbedingungen
  • Führungsstil des/der Vorgesetzten
  • Kommunikationskultur im Unternehmen
  • Umgang und Zusammenhalt im Team
  • Wertschätzung durch den Arbeitgebenden und die Kolleg:innen
  • Identifikation mit der Arbeit (Purpose)
  • Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven

Arbeitsbedingungen bilden Grundstein für ein gutes Arbeitsklima

Grundlage dafür, dass ein gutes Arbeitsklima keimen kann, sind die elementaren Arbeitsbedingungen. Dazu gehören zum Beispiel die Vergütung und die Arbeitszeiten. Ist ein Beschäftigter damit unzufrieden, zieht sich diese Unzufriedenheit durch das gesamte Arbeitsverhältnis und wird die persönliche Wahrnehmung des Arbeitsklimas immer beeinträchtigen. Da können die anderen Punkte noch so toll sein. Wer von seiner Arbeit nicht leben kann, wird die Vergünstigung für das Fitnessstudio oder die Einladung zum Team-Event immer als zynisch betrachten.

Sind die Voraussetzungen gegeben, heißt das nicht, dass Sie ein gutes Arbeitsklima haben. Vielmehr können Sie jetzt bei null mit der Entwicklung desselben beginnen. Um herauszufinden, welche Faktoren bei Ihnen im Unternehmen besonders wichtig sind – also worauf die Angestellten erhöhten Wert legen –, eignen sich Mitarbeiterbefragungen. Damit lässt sich in regelmäßigen Abständen evaluieren, wie sich das Betriebsklima entwickelt.

Die regelmäßigen Befragungen tragen nicht nur dazu bei, das Arbeitsklima kontinuierlich zu optimieren. Ihre Ergebnisse sind auch ein wichtiger Indikator, um Frust, Spannungen und Konflikte zu erkennen und gegenzusteuern.

Klären Sie über die enorme Bedeutung des Arbeitsklimas auf

Das Arbeitsklima liegt aber nicht allein in Ihrer Verantwortung. Die Beschäftigten haben einen genauso großen Einfluss darauf, sind sich dessen aber selten bewusst. Als Erste müssen die Führungskräfte sensibilisiert und geschult werden. Vorgesetzte müssen sich Zeit nehmen, um ihren Mitarbeitenden zuzuhören und sich mit ihren Wünschen auseinandersetzen.

Sie müssen Potenziale erkennen und fördern sowie Perspektiven aufzeigen. Sinn stiften, Kommunikationsflüsse verbessern und den Zusammenhalt stärken. All das ist wichtiger und wirksamer, als ein Geburtstagspräsent zu überreichen oder den Obstkorb zu bestücken. Wenngleich auch diese kleinen Gesten der Wertschätzung das Mosaik eines guten Arbeitsklimas vervollständigen.

Dann müssen Sie Ihren Mitarbeitenden bewusst machen, dass Ihr Verhalten das Betriebsklima ebenso bestimmt. Wie man Informationen teilt, miteinander umgeht, sich gegenseitig unterstützt. Und dass Probleme und Konflikte nur dann gelöst werden können, wenn man sie anspricht und gemeinsam nach einer Lösung sucht.

Arbeitsklima im Zentrum des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM)

Die Optimierung des Arbeitsklimas nimmt im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) eine zentrale Rolle ein. Viele Maßnahmen, die sich positiv auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken, haben gleichzeitig einen positiven Effekt auf das Betriebsklima.

Das Arbeitsklima ist so einflussreich, dass es ganz oben auf Ihrer BGM-Agenda stehen sollte. Es eignet sich hervorragend als Auftakt für die Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, weil es zahlreiche Ansatzpunkte bietet. Schon kleine Veränderungen wirken sich positiv aus und führen zu spürbaren Veränderungen.

Gelingt es Ihnen, das verbesserte Betriebsklima durch Befragungen und Kennzahlen sichtbar zu machen, haben Sie gegenüber der Geschäftsleitung ein starkes Argument, das BGM auszubauen und auch teurere Maßnahmen zu ergreifen.

Das Betriebsklima muss fortlaufend optimiert werden

Die Optimierung des Arbeitsklimas ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist. Es ist eine immerwährende Aufgabe, die für eine Geschäftsleitung, die wirtschaftlichen Erfolg anstrebt, oberste Priorität haben muss. Machen Sie es sich zum Ziel, glückliche Mitarbeitende zu haben. Denn glückliche Mitarbeitende sind gesünder, produktiver und loyaler.

Ihr Arbeitsklima bestimmt nicht nur das Betriebsergebnis, sondern auch Ihr Unternehmensimage. Es zieht weite Kreise. Dadurch beeinflusst es nicht nur Ihre Angestellten, sondern auch potenzielle Mitarbeitende und sogar Kunden. Denn nur glückliche Mitarbeitende können Ihre Kunden wirklich glücklich machen.

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