Die Zukunft des BGM – Interview mit Alexandra Bollmann (BARMER)
Wir konnten spannende und neue Impulse über die Zukunft des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in den geführten Interviews gewinnen, die wir nun mit Ihnen teilen wollen. Den Auftakt bereite Anke Brinkmann (Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement) von der Berliner Stadtreinigung (BSR).
Heute werfen wir einen Blick auf die Zukunft des BGM aus Sicht der gesetzlichen Krankenversicherung.
Die spannendsten Thesen und Aussagen über die Zukunft des BGM von Alexandra Bollmann (BARMER) haben wir für Sie in diesem Beitrag zusammengestellt.
Alexandra Bollmann von der BARMER über die Zukunft des BGM
Alexandra Bollmann ist bei der BARMER als Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement tätig. Engagiert begleitet sie alle Arten von Unternehmen bei der Einführung, Durchführung und Evaluation von Betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen. Dies erstreckt sich von der Beschäftigtenbefragung bis zu moderierten Workshops, über Maßnahmen in allen Bereichen der Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Die wichtigsten Themenfelder, die Bollmann an dieser Stelle nennt, sind gesunde Führung, psychische Gesundheit, Ernährung, Bewegung und Ergonomie, sowie Sucht. Orientiert an den aktuellen Herausforderungen und Bedürfnissen der Unternehmen, kommen entsprechende Maßnahmen aus dem vielfältigen Portfolio der BARMER zum Einsatz. Ziel dabei ist, Unternehmen zu unterstützen, nachhaltig einen Prozess der Gesundheitsförderung zu implementieren.
Erfolgsfaktoren in der Betrieblichen Gesundheitsförderung
Als Vertreterin der gesetzlichen Krankenversicherung ist Alexandra Bollmann vor allem daran interessiert, ganzheitlich und nachhaltig mit Firmen zusammenzuarbeiten. Im vergangenen Jahr stellte Bollmann ganz klar fest, dass Unternehmen, die bereits sehr erfahren in der Umsetzung von Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung sind und eine gesundheitsorientierte Unternehmenskultur leben, sich im Zuge der Pandemie leichter auf digitale Angebote einstellen konnten.
Bleiben Unternehmen auf der Strecke, wenn Sie jetzt nicht auf den Zug der Digitalisierung aufspringen?
Bollmann arbeitet gerade jetzt in Krisenzeiten eng mit Betrieben zusammen. Wesentlich einfacher gestaltet sich die Umsetzung digitaler Gesundheitsangebote bei Unternehmen, deren Beschäftigte bereits mobil arbeiten. Größere Herausforderungen sieht Alexandra Bollmann vor allem bei Mitarbeitenden im produzierenden Bereich. Diese Beschäftigten mit gesundheitsförderlichen Maßnahmen zu erreichen, stellte sich laut Bollmann schon vor der Corona-Krise oft als schwieriger dar.
Was können Akteure im BGM tun, um dagegen zu steuern?
Die BARMER habe sich mit einer Digitalagenda klare Ziele und einen Fahrplan gesetzt. Ziel sei dabei, die speziellen Bedürfnisse immer besser bedienen zu können. So bringt auch Alexandra Bollmann digitale Angebote im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung zum Einsatz. Wichtig sei dabei, ein Augenmerk auf die transparente Kommunikation mit den Mitarbeitenden zu legen und wenn möglich, digitale Angebote mit Präsenzveranstaltungen zu kombinieren.
Bollmann sieht grundsätzlich Vorteile in der Digitalisierung. So könne man auch Firmen mit mehreren Standorten zu jeder Zeit gut erreichen, was unter Umständen bei Präsenzveranstaltungen nicht gegeben sei.
Werden durch die Corona-Krise Zielgruppen und Branchen im BGM vernachlässigt?
Es sei laut Bollmann deutlich, dass seit der Corona-Krise der Anteil an mobiler Arbeit deutlich gestiegen ist. Die technische Umsetzung stelle für viele Firmen eine enorme Herausforderung dar. Hier seien insbesondere die Führungskräfte gefragt, für die die Aufgabe „Führung auf Distanz“ nun eine besondere Relevanz spiele. Aus diesem Grund unterstützt die BARMER Unternehmen seit Beginn der Pandemie vermehrt mit Online-Seminaren zu dieser Thematik.
Weiterhin sei die Umsetzung in kleinen und mittleren Unternehmen mitunter strukturell schwieriger, als bei großen Unternehmen, bei denen “Online” schon längst an der Tagesordnung ist, so Bollmann. Doch so habe man auch im letzten Jahr viel aus dieser Krise lernen und Fortschritte verzeichnen können. Denn vielen Unternehmen sei bewusst geworden, dass man nicht grundsätzlich in Präsenz zusammenkommen müsse. Viele Themen könnten auch digital behandelt werden und damit Ressourcen sparen.
Wie kann BGM nun auch in Zukunft die schwerer erreichbaren Zielgruppen überzeugen?
Alexandra Bollmann ist davon überzeugt, die digitalen Angebote zu erweitern und auch an Hybrid Modellen zu arbeiten, um die Mitarbeitenden besser zu erreichen und vor allem auch von deren Möglichkeiten und Vorteilen zu überzeugen.
Es gehe hierbei auch darum Beschäftigte im Schichtbetrieb und in Produktionen mit Apps und Online Kursen abzuholen. Ein riesiger Vorteil sei es hier, dass die Mitarbeitenden bei der Nutzung zeitunabhängig sind und so selbst bestimmen könnten, wann und wo sie aktiv werden.
Laut Bollmann seien es jedoch eher noch die jüngeren Beschäftigten, die diese Angebote vermehrt nutzen. Wichtig sei es an diesem Punkt auch die ältere Belegschaft mit ins Boot zu holen.
Nur so könne man auch am Puls der Zeit bleiben. Die transparente Kommunikation über alle Unternehmensebenen stelle hier einen riesigen Vorteil da.
Weiterführende Informationen über die Zukunft des BGM
Bleiben Sie auf dem Laufenden und verfolgen Sie regelmäßig die neuesten Beiträge aus unserer Interviewreihe zum Thema „Die Zukunft des BGM“.
Lesen Sie dazu auch unseren Magazinartikel zum Interview von Jonas Bünger von der Bünger Health Consulting GmbH.
Bei Fragen rund um das Thema BGM, von der Beratung bis zur Implementierung stehen unsere Fachexperten Ihnen gerne zur Verfügung.